Planspiel zur Internationalen Sicherheitspolitik als Beitrag zur politischen Bildung
Vom 5. bis zum 7. Juli 2021 waren wir im Auftrag der Fachschaft Sozialkunde endlich einmal wieder analog unterwegs. 43 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den 10. und 11. Klassen plus sechs Lehrkräfte konnten beim Planspiel POL&IS quasi am eigenen Leib erfahren, wie komplex die weltweiten Probleme sind, wie anstrengend stundenlange Verhandlungen werden können und wie sich Verantwortung anfühlt.
In den Rollen von Regierungschef/Umweltminister, Außen-/Innen-/Verteidigungsminister und Wirtschaftsminister vertrat jede Schülerin/jeder Schüler eine von 13 Regionen der Erde und hatte mit Missernten, ethnischen oder religiösen Konflikten, politischem Protest, organisierter Kriminalität, unkontrollierter Migration, Naturkatastrophen oder dem aggressiven Machtstreben anderer Staaten zu kämpfen.
In der POL&IS-Welt erlebten wir, wie Schüler/innen in ihren Rollen
* als Staatsminister von Nordamerika eine Amerikanische Union gründeten,
* als Regierungschefin von Indien die Frauenrechte einführten,
* als Regierungschefin von Zentralasien die freie Weltpresse inhaftierten,
* als Regierungschefs von China, Russland, Zentralasien, Ozeanien und Arabien auf die Idee eines Komplotts kamen,
* als arabischer Regierungschef den 3. Weltkrieg dann im Alleingang anzetteln wollten und nach dem erfolglosen Versuch weggeputscht wurden,
* als UN-Generalsekretär und Weltbank dann doch noch kurz die Welt retteten,
* als Regierungschefs eine Welt-Union gründeten, den Welthunger bekämpften und sogar Arabien wieder die Hand zur Versöhnung reichten,
* als Umweltminister die ganze Zeit versuchten, die Müllberge zu verringern...
Außerdem konnte man die Lehrkräfte (Referendare des Abschlussjahrgangs 2021) dabei beobachten, wie sie in ihren Rollen
* als freie Weltpresse dermaßen aufklärerisch.kritisch.genau agierten, dass sie den korrupten Regionen ein Dorn im Auge waren und die Pressefreiheit erst von den Vereinten Nationen wieder zum Heiligen Gral erklärt werden musste,
* als Amnesty International flammende Reden hielten und schmerzhafte Fragen an die Führer der Regionen stellten,
* als Greenpeace mit Blumengrüßen um Spenden baten, dabei den Fokus der Kriegs- und Handelstreibenden immer mal wieder auf den Klimawandel lenkten...
Das Planspiel ist ein anspruchsvolles Bildungsangebot der Jugendoffiziere der Bundeswehr, welches der Friedenserziehung dienen und die Augen für die internationalen Zusammenhänge öffnen soll. Es stellte sich als eine anstrengende Exkursion mit 10-stündigen Arbeitstagen heraus. Im ersten Polis-Jahr waren viele Teilnehmende überfordert von den Regularien, Arbeitsschritten und Entscheidungen, die dann auch noch vor dem eigenen Team und der Welt (UN-Generalversammlung!) zu verantworten sind. Vieles ging anfangs schief, weil Zusammenhänge nicht klar oder nicht bis ins Detail erklärt worden waren. Aber auch, weil man sich das Problemlösen zunächst im Alleingang und scheinbar simpel vorstellte. Im zweiten Polis-Jahr lief daher Vieles besser, und es wurden dann auch schon passendere Lösungen gefunden. Zum dritten Polis-Jahr kamen wir coronabedingt nicht mehr, was bedauert wurde. Öfter war daher diese positive Rückmeldung: „Jetzt habe ich endlich alles verstanden und hätte gerne die ganze Woche Zeit gehabt.“
Text und Fotos: Dr. Daniela Schwardt