Glückliche Abiturienten nehmen Abschlusszeugnis in Empfang
Trotz Corona-Schulschließung erreichen drei Schülerinnen am Adam-Kraft-Gymnasium die Fabelnote 1,0
Die Atmosphäre im feierlich erleuchteten Markgrafensaal ist am Freitagvormittag von Spannung erfüllt: Schülerinnen wie Schüler des Adam-Kraft-Gymnasiums haben sich zur Verleihung der Abiturzeugnisse in Schale geworfen und erwarten sehnsüchtig ihre Entlassung aus der Schule, was auch bedeutet: Die Abiturprüfungen sind unter diesen besonderen Umständen zwar verspätet abgenommen worden, aber geglückt und vollwertig, eben kein Corona-Notabitur!
Wo in vorangegangenen Jahren jedoch der Markgrafensaal bis auf den letzten Platz gefüllt war, mischen sich am 17. Juli 2020 beim Anblick der auf mindestens 1,5 m Abstand platzierten Stühle und den großen Leerräumen viele Wermutstropfen in das Glück der gewonnenen Freiheit. Bis auf wenige Lehrer aus der Oberstufenkoordination und der Schulleitung sind nur die 110 Absolventinnen und Absolventen anwesend. Besonders schmerzlich ist, dass die Eltern der Abiturientinnen und Abiturienten, die ihre Kinder durch deren Schulkarriere begleitet haben, bei der offiziellen Zeugnisverleihung nicht dabei sein dürfen, ebenso wenig wie das Kollegium des Adam-Kraft-Gymnasiums. Selbst ein Team des Bayerischen Rundfunks durfte nur vor Veranstaltungsbeginn Interviews führen und den leeren Veranstaltungssaal filmen. Aufgrund einer Sondererlaubnis des Ordnungsamtes konnte die Veranstaltung trotz Überschreitens der Grenze von 100 Teilnehmern in geschlossenen Räumen und nur unter Wahrung strenger Hygiene- und Schutzauflagen stattfinden. Auch die Lockerung der bayerischen Staatsregierung vom 8. Juli, die eine Erhöhung der Teilnehmergrenze bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen auf 100 Personen vorsah, brachte keine Erleichterung im Hinblick auf die gemeinsame Entlassung aller Abiturientinnen und Abiturienten. Weitere Lockerungen zum 15. Juli kamen zu kurzfristig, um in der Planung Berücksichtigung finden zu können.
So galt es in diesem Schuljahr neue Wege zu beschreiten und den Ablauf angesichts einer zeitlichen Limitierung auf eine Stunde Veranstaltungsdauer zu straffen. Zudem musste aufgrund einer kultusministeriellen Auflage zum Infektionsschutz auch auf ein musikalisches Rahmenprogramm verzichtet werden wie auch auf das Reichen von Fingerfood und Getränken. Da ein Aushändigen der Zeugnisse an jeden einzelnen Absolventen den engen zeitlichen Rahmen gesprengt hätte, lagen die Abschlusszertifikate bereits vorbereitet auf den durchnummerierten Plätzen. Oberstufenkoordinatorin Barbara Neumann und Hartmut Maiberger, stellvertretender Schulleiter des Adam-Kraft-Gymnasiums, hielten die Begrüßungs- und Festreden und betonten die denkwürdige, auch psychisch belastende Sondersituation für Schüler und Prüfer, unter der in diesem Schuljahr das Abitur gemeistert werden musste. Herr Maiberger erinnerte an die weitreichenden Umbrüche, die durch Pandemien wie der Pest schon in der Geschichte ausgelöst wurden und zog Parallelen zur Epochenwende um 1500, die den Aufbruch in die Neuzeit einläutete, verbunden mit dem Wunsch an die Abiturientinnen und Abiturienten, die Gestaltung der Menschheitsgeschichte ein stückweit selbst in die Hand zu nehmen. Und Barbara Neumann ergänzte, einen Song „Hey brother“ des schwedischen DJs Avicii aufgreifend, den das Vokalensemble der Q12 als Online-Video performt hatte: „There´s an endless road (and) lot´s of things to …discover.“ Mia Russer und Lennart Katz, die beiden Redner des Abschlussjahrgangs 2020, griffen das Abi-Motto „abiletten – mehr Streifen als Punkte“ kaum auf, denn dass die Absolventen deutlich mehr Notenpunkte erzielt haben, hatte bereits Oberstufenkoordinatorin punktgenau vorgerechnet. Vielmehr warfen sie einen humorvollen Blick auf zwei Jahre Oberstufe zurück, in denen sie so manch Denk- und Erinnerungswürdiges gelernt hätten.
Besonders erfreulich ist es, dass 13 Schülerinnen und Schüler ihre gymnasiale Laufbahn mit einem Schnitt von unter 1,5 abgeschlossen haben, darunter die Schülerinnen Theresa Sophie Abele, Lena Gärtner und Hanna Meermann mit der Traumnote 1,0. Die Leistung der Schülerinnen und Schüler würdigende sowie mit besten Wünschen für die Zukunft verbundene Videogrußbotschaften von Oberbürgermeister Peter Reiß, von Schulleiter Harald Pinzner und dem Kollegium des AKG konnten die Lebendigkeit live gehaltener Reden zwar nicht ersetzen, gaben der Veranstaltung aber einen ihr gebührenden festlichen Glanz.
Außerdem geehrt wurden mit dem AK-Preis der Sparkasse Mittelfranken-Süd der umtriebige Organisator Denis Kraft und mit dem Förderpreis der „Freunde des Adam-Kraft-Gymnasiums e. V.“ die engagierten Absolventinnen Lena Gärtner und Mia Russer.
Im Anschluss an die offizielle Entlassfeier lud das Kollegium die Abiturientinnen und Abiturienten zu einem Corona-Abschluss-Foto im Pausenhof des Adam-Kraft-Gymnasiums ein, bei dem sich Lehrer und Schüler noch einmal unter freiem Himmel verabschieden oder zumindest auf Distanz zuwinken konnten.
Der Beitrag des Bayerischen Rundfunks lief am 17.07.2020 in der Frankenschau und kann hier angesehen und der Beitragstext hier nachgelesen werden.
(Text und Fotos: Markus Wawrzynek)